Gesungene Lebensgeschichten

Zwei Pastoren treten als "Liedermacher" in der Pfarrscheune auf

(Neuenkirchen) Gemeinhin stehen Pastoren in der Kirche auf der Kanzel und predigen. Im Doppelpack begegnen sie einem eher selten - und schon gar nicht als "Liedermacher". Andreas Schulte und Uwe Rahn, zwei Pastoren aus dem westfälischen Ennepe-Ruhr-Kreis. Sie gastierten am Freitagabend mit ihrem Kirchentagsprogramm "Lauter Leise Lieder" in der Pfarrscheune Neuenkirchen.

Die 19 Lieder, 98 Strophen und 14 Refrains sind selbst getextet und komponiert und beschäftigen sich mit Gott und der WElt. Als musikalische Hilfsmittel hatten die zwei Kirchenmänner Gitarren, Mundharmonika, Rassel und eine afrikanische Trommel bei sich. Seit fünf Jahren musizieren die beiden zusammen, seit zwei Jahren treten sie öffentlich auf. "Wir leben in einem kirchlichen Kontext", erklärt Andreas Schulte aus Altenvoerde, "und die Erfahrungen, die wir dort sammeln, fließen in unsere Lieder ein." Lieder zu schreiben, sei eine Art, seinen Glauben auszudrücken und weiterzugeben, ergänzt der Schwelmer Pastor Uwe Rahn.

So enthalten ihre Lieder Lebensgeschichten und Erfahrungen, durch die immer auch der christliche Glaube schimmert. Gleich zu Beginn öffneten sie eine "Wunderkiste", in der sich ein Traum verbarg, und dieser Traum erzählte vom Glück, das sich im Verschenken vergrößert. Vom Glauben, der die Zukunft als Kraft für die Gegenwart gewinnt, spricht das Lied "Hilf uns glauben, Herr". In den Zwischenmoderationen wechselten sich die beiden Sänger ab, ergänzten sich, fielen sich ins Wort und frozzelten locker miteinander. Andreas Schulte meinte, ein Hobby seines Kollegen sei, am Fenster Regentropfen zu zählen - und sich dabei melancholische Lieder wie "Stillleben" asuszudenken.

Die Melodien unterstreichen die Texte, zarte Saitentöne, von Arpeggien unterlegt, wechseln mit überraschenden, nicht immer eingängigen Akkorden. Die Texte erzählen von einer Frau, die an ihrem 80. Geburtstag auf ein erfülltes Leben zurückblickt, in dem sie anderen immer eine Hilfe war, und von einem Mann, der die "schönsten Momente des Tages" sammelt. Sie erzählen aber auch von der Sehnsucht nach dem Himmel, in dem "weder Macht noch Reichtum zählen", in dem wahrhaftige Menschen leben und jeder er selbst sein kann.

Die beiden Autoren scheuen sich auch nicht, sehr ernste Themen anzupacken, wenn sie einen Sterbenden "einen Engel wünschen", der ihn in den Tod begleitet, oder auffordern, "Kinderfragen" ernst zu nehmen. Die Lieder kommen aber nie mit dem theologisch gefärbten "pädagogischen Zeigefinger" daher, sie sind stets aufgehängt an Erfahrungen.

In dem Lied "Wir zwei" beschreiben sie Liebe als blindes Vertrauen, in dem sich einer auf den anderen verlassen kann und in dem man sich ohne Worte versteht. So versichern die beiden Liedermacher ihren Zuhörern: "Du bist mehr, als du wahrnimmst" und sie wünschen ihnen "tränenloses Glück". Heute treten die beiden theologischen Liedermacher um 17 Uhr in der Stadtkirche Vegesack auf.

Bremer Weserkurier, 27. August 2006

Sie erzählen von den kleinen Dingen

Die Pfarrer Andreas Schulte und Uwe Rahn als Liedermacher in der Martin-Luther-Kirche

(Ennepetal) Sie mögen Katzen, sie lesen in der Badewanne und lassen bei Regenwetter schon mal fünfe gerade sein. Sie leiden mit ihren Schäfchen, danken Gott auch für die kleinen Dinge - und sie singen darüber: Andreas Schulte und Uwe Rahn, im Hauptberuf Pfarrer in Altenvoerde und Schwelm.

Sie waren mit ihrem Programm "Lauter Leise Lieder" in Altenvoerde in der Martin-Luther-Kirche zu Gast und begannen mit dem Lied von der "Wunderkiste" voller Glück, das immer mehr wird, wenn man es verschenkt. "Mach sie auf, schau herein - voller Wunder wird sie sein für den, der mit dem Herzen sieht".

Unter dem Titel "Stillleben" beschrieb Uwe Rahn dann sehr anschaulich einen verregneten Morgen in der warmen Küche - man hört mit den perlenden Tönen die Tropfen fallen, man riecht den Kaffee, sieht die Katze sich am warmen Ofen räkeln und versteht: "Heut lass ich mich treiben, heute mach ich blau. Ich lebe einfach mal so vor mich hin!"

Der Song "Wand an Wand" handelt vom ausländischen Nachbarn, über den hinter vorgehaltener Hand kopfschüttelnd getuschelt wird - "womöglich ein Terrorist?" - und davon, wie sich alles in scheinheiliges Wohlwollen und Wohlgefallen auflöst, als sich herausstellt, dass der Nachbar die prominente Hoffnung der Fussball-WM ist.

Die beiden Liedermacher erzählen auch von der 80-jährigen, für die jeder Tag ein neues Wunder ist. Von dem Engel, den sie als Pfarrer ihren Sterbenden wünschen. Von Kinderfragen, die man ernst nehmen sollte. Und sie haben ein ganzes Bündel Liebeslieder im Gepäck - sehnsüchtige, überschäumende, melancholische, zuversichtliche: "Mal Frischluft, mal Orkan, mal lauer Sommerwind - das alles sind wir zwei!"

Meist singen die beiden Pfarrer gemeinsam, begleiten sich dabei auf verschiedenen Gitarren, moderieren abwechselnd, ziehen sich schon mals gegenseitig auf, und gelegentlich setzt Andreas Schulte die Mundharmonika an oder trommelt den Takt.

Nach diesem letzten langen Winter hat er ein heiteres Frühlingslied geschrieben: "Und die erde brach auf, alles strahlte voll Kraft und der Winter war endlich vorbei!"

Beim Kirchentag 2007 in Köln wollen sie wieder mit zum offiziellen Programm gehören - und bis dahin mit einer eigenen CD.

"Lauter leise Lieder" - das sind heitere, melancholische, zuversichtliche und manchmal eben doch auch laute Stücke - so wie das fröhliche "Halleluja" für die kleinen Dinge: "Für das Lesen in der Badewanne, für jedes Tor von meinem Fußballverein. Für den Duft von Zwiebeln aus der Pfanne, für das Kosten eines guten Glases Wein". Da muss man schon etwas mitwippen.

Den Erlös des Konzertes, zu dem etwa 100 Zuhörer kamen, ist für den Evangelischen Kindergarten Altenvoerde bestimmt. Sie spendeten anstelle eines Eintrittsgeldes insgesamt 412,53 Euro für den Förderverein des Evangelischen Kindergartens Altenvoerde.

Westfälische Rundschau, September 2006



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